Kennst Du das Osterstüpen? Dieser fast vergessene Brauch bringt ordentlich Schwung in den Ostersonntag – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Früher zogen Kinder oder junge Männer mit frisch geschnittenen Birkenzweigen durch die Dörfer und klopften symbolisch an Türen – und auf Hintern.
Was steckt hinter dem Stüpen?
Mit sogenannten Stüppruten – meist grüne, frische Birkenzweige – ging es los: Ein paar freundliche Hiebe, ein frecher Spruch, und schon durfte man sich auf ein Osterei oder etwas Süßes freuen. Die leichten Schläge galten als Symbol für das Vertreiben des Winters und das Erwachen der Natur. Sie sollten Gesundheit bringen, Fruchtbarkeit fördern und ganz nebenbei noch den Gabentisch füllen.
Ein typischer Spruch dazu?
„Stüp, stüp Osterei, gibst du mir kein Osterei, hau ich dir den Rock entzwei.“
Charmant, oder?
Jede Region hat ihre Eigenheiten
Natürlich hatte jede Ecke so ihre ganz eigene Version dieses Brauchs. In der Uckermark und im Barnim zum Beispiel war das Stüpen eine recht lebhafte Angelegenheit – dort wurden junge Frauen am frühen Morgen aus dem Bett „gestüppt“. Ein neckisches Ritual, bei dem garantiert keiner lange liegen blieb.
In der Prignitz hieß das Ganze übrigens „Stäupen“. Hier waren eher die Kinder unterwegs, klingelten sich durch die Nachbarschaft und sammelten Eier, Speck oder Kuchen. Und das nicht still und heimlich, sondern mit Sprüchen und fröhlichem Lärm.
Und falls Dir das irgendwie bekannt vorkommt: Ähnliche Bräuche gibt’s auch in Polen (Smaganie), Tschechien (Pomlázka) oder der Slowakei (Šibačka). Frühling ist eben überall ein Grund zum Feiern.
Ein bisschen Heidentum, ein bisschen Kirche
Die Ursprünge des Osterstüpen reichen weit zurück – vermutlich bis in heidnische Zeiten. Die frischen Zweige galten als Lebenssymbol, die Fruchtbarkeit stand im Mittelpunkt. Nicht verwunderlich also, dass dieser ausgelassene Brauch nicht immer auf Begeisterung bei Kirche und Obrigkeit stieß. Manchmal wurde er sogar verboten – aber wie das bei guten Traditionen so ist: Ganz verschwinden tun sie selten.
Heute: selten, aber nicht vergessen
Zugegeben, Du wirst heute kaum noch Stüpper durch die Straßen ziehen sehen. Aber in manchen Dörfern lebt der Brauch noch – manchmal organisiert, manchmal spontan. Und wer weiß: Vielleicht inspirierst Du ja jemanden, diese fröhliche Frühlings-Tradition wieder aufleben zu lassen?
Wenn Du also das nächste Mal einen frischen Birkenzweig siehst – denk dran: Frühling liegt in der Luft, und manchmal eben auch ein kleiner Stups mit Tradition.